Unter dem Motto: „Zuhause, im Betrieb und auf der Straße – nichts muss bleiben wie es ist“ schlossen sich zum traditionellen anarchistischen 1.Mai ca. 700 Menschen dem Demonstrationsaufruf an. Organisiert wurde das jährlich stattfindende Event von verschiedenen Gruppen & Netzwerken zum Beispiel: Anarchistisches Netzwerk Dresden (AND), Schwarze Katze Dresden, Freie Arbeiter*innen Union Dresden (FAU), Antifakollektiv Dresden, Schwarze Ros (Schüler*innengewerkschaft).

Die Demo endete wieder in einer Kundgebung am Artesischen Brunnen. Dort gab es viele verschiedenen Infostände und Ausruhmöglichkeiten, sowie Kuchen, Crêpes und Getränke, die bereit standen. Ein kleines Highlight war definitiv das Pizzakollektiv, die vor Ort eine Menge Pizzen zubereiteten. Außerdem wurden Redebeiträge gehalten, interaktive Formate, wie Speed-Dating und eine Chorprobe rundeten das Programm ab und es gab viele Möglichkeiten miteinander ins Gespräch und Austausch zu kommen.

Ein erstes Mal trat das kollektiv tierbefreiung dresden als „neuer“ Zusammenschluss öffentlich in Präsenz auf, um auch auf das Thema Tierausbeutung im Kontext des anarchistischen 1. Mai aufmerksam zu machen.

Was hat Tierbefreiung mit dem 1. Mai und den Arbeitenden zu tun?

Schauen wir uns das gesellschaftliche Mensch-Tier-Verhältnis an, kommen wir nicht drum herum uns die Schlachthäuser und das damit verknüpfte, ausbeuterische System der Fleischindustrie in ihrer Komplexität genauer zu betrachten. Dort wird in Fließbandarbeit, industriell und in unvorstellbarer Menge Tier zur Ware gemacht und getötet. Am Fließband stehen Menschen, ohne die diese Industrie aktuell nicht funktionieren würde. Menschen, gezielt migrantische Menschen oftmals aus Osteuropa, die sich aufgrund fehlender Sprachkenntnisse und Kenntnisse über ihre Rechte kaum wehren können. Wir sprechen über katastrophale Arbeitsbedingungen, Abhängigkeiten von der Arbeitgeber*in, die auch die unzumutbaren Zimmer bzw. Betten vermietet und eine fehlende Unterstützungsstruktur von außen.

Arbeitende in Schlachthöfen werden ausgebeutet und sind im Kampf für die Befreiung aller menschlicher und nicht-menschlicher Tiere mitgemeint. Welche Strategie im Kampf gewählt wird und inwiefern die Mitarbeitenden zu einer besseren Welt beitragen können und wollen, muss ausprobiert und weiter diskutiert werden. Schauen wir über die Dächer hinaus in die oberen Etagen so finden wir die ältesten Muster wieder, die die Menschheit bieten kann. Pelz, Jagd, Reitsport, Foie Grans (Stopfleber), Safari, Privatzoo. Die Liste ist endlos. Die Ausbeutung der Tiere durchzieht alle Schichten der Gesellschaft. Sprechen wir über Solidarität mit einer arbeitenden Klasse, das Entfernen von (finanziellen) Machtmonopolen, der Umverteilung von Kapital und der Stärkung von Selbstorganisation usw., dann werden wir auch erkennen, dass die Kapitalist*innen alles daran setzen werden, um ihre Machtpostionen weiterhin zu erhalten und zu verteidigen.

Doch nicht nur vereint die Tierbewegung und der 1.Mai der Kampf gegen alles Unterdrückende, sondern auch der Kampf für das Bestehen dieser Welt. Sie wieder zu einer zu machen, in der die Erde regenerieren kann. Der Kampf zur Utopie. Alle Arbeitenden wollen nicht arbeiten um zu arbeiten, sondern um ein Leben zu genießen, in dem es aktuell notwendig ist zu arbeiten. Tierbefreiung setzt sich für antispeziesistische Forderungen ein. Es bedeutet ebenfalls wie in grünen Gewerken: Artenschutz, Erhalt und Wiederaufbau von grünen Flächen, Abkehr von konventioneller Landnutzung, die nur dem Profit und Gewinn gilt. Sie teilt viele Ideale der ökologisch, progressiven Arbeitsbewegung.

Tierbefreiung bedeutet das Leben aller menschlichen und nicht-menschlichen Tiere zu schützen vor Macht, die sie ausbeuten . Damit reiht sie sich für uns klar in den Kampf der Arbeitenden mit ein. Im Folgenden der Redebeitrag des Kollektiv Tierbefreiung zum 1. Mai:

Redebeitrag kollektiv tierbefreiung dresden zum anarchistischen 1.Mai 2025

Na, 5 Jahre nach dem Skandal? – Wie läuft es in der „Premium Food Group“, oder wie vor 2025 genannt – der Schlachtkonzern Tönnies. Drei Unternehmen kontrollieren über 50% des Fleisch-Marktes, Deutschland ist das Schlachthaus Europas und der Exporteur der Nicht – EU – Gerechten Fleischwaren. Im Inland wird der Markt bis zur Legalitätsgrenze und noch weiter gereizt; im Ausland wird der Rest an Profit noch abgeschöpft ohne Rücksicht auf die Bevölkerung vor Ort.

Koloniale Muster in reinster Form, denn es wird über die Grenze verkauft was „ja sonst keiner hier will“. Es hat nur eine weltweite Pandemie gebraucht damit der Öffentlichkeit auffällt, dass in einem Unternehmen in dem jedes Jahr mindestens 22 Millionen Tiere getötet werden, auch Menschen ausgebeutet sind. 7,5 Mrd. € Umsatz, davon gingen 20 Millionen in den Arbeitsschutz. Maßnahmen für die sie gesetzlich verpflichtet wurden, nach der dramatischen Situation während der Hochphase der Pandemie. Im Anschluss dazu freut sich die Presse natürlich hier und da nochmal hinzuschauen.

Tönnies freut sich zu präsentieren, was sie jetzt für neue tolle Maßnahmen haben und ja sogar an manche mehr als nur Mindestlohn zahlen! Doch es sind keine Stellen die der Konzern installiert, die helfen werden. Ob die rumänischen und polnischen Arbeitenden nun besser übersetzt verstehen, wie sie ausgebeutet werden, ändert an den Verhältnissen nichts. Es sind und werden Gewerkschaften und Helfende sein die sie unterstützen, Möglichkeiten und Hilfe anbieten, Alternativen zeigen und Rechte durchsetzen. Die letzten Jahre haben rechtsextreme auf die Straßen gelassen und Politiker*innen sehnen sich danach endlich auszusprechen was schon lange von Ihnen gedacht wird.

Lange nicht mehr war es so offen gesagt: Ohne Arbeit gehörst du nicht zu diesem Land. Diese Angst prägt das Denken der Arbeitenden, lässt sie Unmengen an Angst vor einem Streik haben, Angst davor anzuklagen was am Arbeitsplatz Scheiße läuft, denn wie für die eigenen Rechte kämpfen, wenn der Staat sie mehr und mehr nehmen möchte und der Arbeitgeber mit Kündigungen droht. Wenn die Gesellschaft dich als Ware sieht. Es ist der gleiche Mechanismus wie in all diesen großen Konzernen.

Und es ist wieder diese sogenannte „stumpfe, einfache“ Arbeit, bei der wir wegschauen möchten, weil sie „ja sonst keiner macht“. Da fehlt dann oft die gesellschaftliche Solidarität und Anerkennung…der Gedanke diese Menschen im Arbeitskampf mitzudenken.

Solidarität kennt keine Grenzen. Solidarisch, empathisch den Tieren gegenüber die ihre letzten Momente in dieser Hölle verbringen. In Gedanken bei den Arbeitenden, deren Lage sich auf dem Papier verbessert hat, aber gerade psychisch durch unsere rechte Gesellschaft sich immer weiter verschlimmert, wie auch für all die vielen anderen migrantischen Mitmenschen. Und auch wenn Gesetze die Arbeitsbedingung der Menschen verbessern werden, es finden sich noch immer genug Lücken in diesem System die dazu führen, dass jeder Mindestlohn wieder in den Konzernen landet.

Aber uns heute hier vereint nicht nur ein Kampf gegen dieses ausbeutende System, sondern auch ein Kampf für eine bessere Welt. Eine Welt in der menschliche und nicht-menschliche Tiere noch immer existieren können und wir dem 6. Großen Artensterben nicht nur zusehen. Zu oft vergisst auch die Tierbewegung wie nah wir an der Arbeit und Gedanken der Grünen Gewerken liegen. Ein bewahren aller Tiere in einem intakten System, weg von menschlicher Dauerkorrektur durch Jagd und Aufforstung für die Wirtschaft. Sicherung der Lebensgrundlagen innerhalb einer ergrünten Stadt.

Wir können diese Welt nicht mehr dem Interesse nach Geld und rückwärts gelenktem Denken opfern. Es muss ein Umdenken geben. Es sind über eine Million Arten innerhalb der nächsten Jahrzehnte vom Aussterben bedroht. Doch wie gehen wir damit um. Es ist ein hin und her zwischen dem eigenen Tun und dem Streben nach einer größeren Veränderung, doch vereint auf der Straße sind wir, weil wir wissen das die Lösung dazwischen liegt. Es gilt ein Kampf allen ausbeutenden und dieser Welt schädlichen Systemen.

Ob mit dem Pferd auf der Jagd oder im Privatjet nach Sylt. Wir denken an die selben Menschen. Ob im Schlachthaus oder im Kohletagebau. Wir wollen das die Scheiße endet, ohne das die Menschen auf der Straße landen. Utopien denke, kämpfen, leben. Für uns heißt es vegan, antispezisistisch – aber auch feministisch, anarchistisch. Befreiung aller von der Macht die Sie unterrückt.

Human Liberation, Animal Liberation.
Auf der Straße, im Alltag und in den Betrieben!

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