Am Montag, den 7. Februar 2022 trafen sich am Albertplatz in Dresden erneut mehrere Aktivist*innen, um über die Krise der letzten zwei Jahre zu sprechen und mögliche Lösungen für das Problem außerhalb der Politiker*innenräume zu diskutieren.

In Form eines offenen Mikrophons gab es die Möglichkeit eigenen Gedanken, Erfahrungen und Erlebnisse beizusteuern und darüber in einen Dialog zu treten. Die Veranstaltung bestand aus drei Teilen, die jeweils ein eigenes Thema beinhaltete:

  • Impfpatente
  • Gesundheitssystem
  • Mensch-Tier-Verhältnis

tierbefreiung dresden brachte sich mit einem Redebeitrag ein, den wir an dieser Stelle mit euch teilen möchten:

Redebeitrag: Zoonosen & Covid-19

« Seit Beginn der Pandemie wird meiner Meinung nach viel zu wenig über die Ursachen und die Entstehung des Corona-Virus gesprochen. Die Rede ist von Zoonosen – das bedeutet ein Überspringen von Viren von einem tierlichen Wirt auf einem menschlichen Wirt (oder auch andersherum). Auch bei der aktuellen Corona-Pandemie gehen zahlreiche Wissenschaftler*innen von einer Zoonose aus, auch wenn der Ursprung der Entstehung noch nicht 100% zig wissenschaftlich belegt ist.

Aber schauen wir in die Vergangenheit, denn zu den ältesten der mehr als 200 bekannten Zoonose-Krankheiten zählen unter anderem Tuberkulose, Tollwut, Pest, Cholera und Influenza, spanische Grippe sowie zahlreiche lebensmittelbedingte Infektionskrankheiten. Die Gründe dafür liegen bei uns Menschen. Aufgrund wirtschaftlicher Interessen dringt der Mensch immer weiter in andere Lebensräume vor, durch intensiver Landnutzung, (Regen-)Waldzerstörung, Tierausbeutung und durch klimatische Veränderungen werden natürliche Lebensräume immer kleiner und die Artenvielfalt nimmt ab. Den übrig bleibenden Tieren bleibt keine andere Möglichkeit, als sich die verbleibenden Lebensräume zu teilen. Somit treffen Spezies aufeinander, die sich in einem intakten Lebensraum vielleicht nie begegnet wären und ein Überspringen von Viren wird begünstigt.

Aber wir müssen gar nicht in die Ferne blicken, denn auch in unseren heimischen Massentieranlagen tummeln sich Viren, die bereits in der Vergangenheit auf den Menschen übergesprungen sind, z. B: die sog. Schweine oder Vogelgrippe und für hunderttausende Tote gesorgt haben.

Ein elementarer Grund für die Entstehung von Pandemien ist also unser gesellschaftliches Mensch-Tier-Verhältnis. In unserer Gesellschaft werden Tiere zur Ware und Menschen zu Arbeitskräften degradiert, dies wird besonders am Beispiel der Fleischindustrie sichtbar. Das System Fleischindustrie ist perfide ausgeklügeltes System, welches im Sekundentakt menschliche und tierliche Körper ausbeutet und vernutzt und einzig die Gewinnmaximierung im Vordergrund steht.

Im Jahr 2020 kam es immer wieder zu verheerenden Corona Ausbrüchen in Schlachthöfen. Anstatt das eigene Hygienekonzept zu kritisieren, argumentierten einige Schlachthofbetreiber*innen mit rassistischen Argumenten, dass der Ausbruch wohl an der kulturellen Geselligkeit der Leiharbeiter*innen lag.
Welcher Hohn, bedenkt man die menschenunwürdigen Sammelunterkünften und prekären Arbeitsbedingungen der Schlachthofmitarbeiter*innen. Es gab einen kurzen Aufschrei in den Medien und die Parteien wurden zum Handeln gezwungen. Im Januar 2021 ging‚ das Gesetz zur Verbesserung des Vollzugs im Arbeitsschutz‘, auch Arbeitsschutzkontrollgesetz in Kraft, welches die Werkverträge der Leiharbeiter*innen regulieren sollen. Aber selbst dieses Gesetz versuchen die Fleischkonzerne durch juristische Schlupflöcher zu umgehen, sprich die Tierindustrie hat bisher keine Folgen ihres Handels zu tragen oder werden zur Verantwortung gezogen.

Wir brauchen ein grundlegendes gesellschaftspolitisches Umdenken. Tiere sind keine Ware, keine Lebensmittel und kein „Nutzvieh“, sondern individuelle leidensfähige Lebewesen mit eigenen Interessen und vielfältigen Bedürfnissen. Sie müssen aus menschlichen Verfügungszwecken befreit und ihr Lebens- und Freiheitsrecht anerkannt und verteidigt werden. Wir brauchen keine größeren Käfige, kürze Transportwege oder humanere Schlachtmethoden. Wir brauchen eine Transformation der Landwirtschafts- & Agrarindustrie, hin zu subventionierten, flächendeckenden bio-veganen Landwirtschaft. Wir brauchen Ausstiegsprogramme für Tierhalter*innen und wir benötigen eine bewegungsübergreifende Bündelung unserer Kräfte. Es gibt viele Schnittstellen und Zusammenhänge zwischen der Klimagerechtigkeitsbewegung, Tierbefreiungsbewegung, Bewegung für Ernährungssouveränität, der feministischen und antirassistischen Bewegungen – und ein gemeinsames Ziel könnte die Abschaffung der Tierindustrie sein. »

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