Ein Stadtrundgang aus Tierbefreiungsperspektive

Im Rahmen der Libertären Tage 2018 haben wir uns auf eine Spurensuche durch die Dresdner Neustadt begeben. Neben der allgegenwärtigen Tiernutzung stellen wir auch Räume vor, die einen transformiernden, positiven Wandel erfahren haben und geben euch einen kleinen Einblick, wie wir uns ein Zusammenleben mit nichtmenschlichen Tieren zukünftig vorstellen.Wir laden euch ein mit uns zusammen Dresden aus Sicht der Tiere zu entdecken.

Flyer zum Stadtrundgang als PDF
Flyer zum Stadtrundgang als PDF

  1. Militärhistorisches Museum – Tiere im Krieg
    Zum Thema „Tiere im Krieg“ findet sich reichlich Literatur, die beschriebt wie ausgeklügelt die Kriegsmaschine Menschen und andere Tiere und die jeweiligen vorhandenen Technologien miteinander verknüpft um die größtmögliche Effektivität, also Tötungskapazität, zu erreichen. Jedoch wird nicht auf das Leid, welches Krieg für Tiere und auch Menschen bedeutet, eingegangen. Schon seit Anbeginn der Menschheit werden Tiere für Kriege missbraucht, sein es Esel und Pferde als Lastentiere für kriegswichtige Güter, Ratten zum Sprengstoff aufspüren oder Schweine, an denen alle möglichen Schusswaffen auf ihre Durchschlagskraft getestet werden. Auch die erste Hündin im Weltall, Laika, ist aufgrund des Wettrüstens zwischen der UDSSR und dem Westen, Opfer der brutalen Kriegsmaschinerie geworden. Bei diesen Beispielen und der spürbaren Beklemmung, wenn mensch durch die Dauerausstellung des Museums „Tiere und Militär“ wandert, wird der notwendige gemeinsame Kampf zwischen Antimilitarismus-Bewegung und Tierrechtsbewegung deutlich.
    ► Einen kritsichen Blick den Themenparcours „Tiere beim Militär“ im Militärhistorischem Museum Dresden gibt es hier zu lesen.
  2. Biomarkt Podemus – Bio = besser für die Tiere?
    Bio macht keinen Unterschied weder für die Haltung, noch für die Tötung. Denn bei „Bio“ geht es um gesundes Essen für Menschen, nicht um ein gutes Leben für Tiere. Auch in der Biohaltung werden unzählige Tiere auf viel zu kleinem Raum gehalten. Auch hier leben sie nur so lange, bis die maximale Ausbeute erreicht wird. Danach landen sie im Schlachthof. Beim Konsum von tierischen Bioprodukten besteht zudem das grundlegende Problem weiterhin: Der Wert des Lebens der Tiere bemisst sich nur nach der ökonomischen Verwertbarkeit ihrer Körper. Ihre individuellen Bedürfnisse bleiben unberücksichtigt.

    Lifestylveganismus:

    – Zutatenveganismus: Es zählen die Inhaltsstoffe, nicht die Produktionsverhältnisse. Es fehlt das Bestreben, Herrschaftsverhältnisse zu bekämpfen und zu überwinden.
    – Utopischer Veganismus: Veganismus als Mittel eines gesellschaftlichen Fernziels: Die Überwindung von Ausbeutungsverhältnissen.

    Seit einigen Jahren ist der vegane Lifestyle-Trend deutlich spürbar und lässt die Zahlen der Veganer*innen in die Höhe schnellen. Vegane Ernährung ist heutzutage kein Problem mehr, in Restaurants, Cafés, Supermärkten oder Discountern ist es möglich vegane Produkte zu beziehen. Das klingt doch alles ganz positiv, oder? Warum aber steigen die Zahlen produzierter und exportierter tierischer Produkte trotz des Wachstums von vegan lebenden Menschen? Die Antwort ist einfach, weil veganes Essen eben nicht alles ist, sondern politisiert werden muss! Der Veganismus ist in erster Linie eben nicht eine Ernährungsform. Wir müssen unaufhörlich an den Ursachen rütteln, die solch ein ausbeutendes System schaffen.
    Es wird Zeit die veganen Kochbücher aus der Hand zu legen und sich wieder mehr den kreativen Protestaktionen zu widmen.

  3. Abenteuerspielplatz PANAMA – als Beispiel für Streichelzoos
    Tiere sind nicht geboren, um dem Menschen zu nutzen oder zu unterhalten, sondern um ihrer selbst willen. Es ist Unrecht, empfindungsfähige Lebewesen einzusperren, auszustellen und sie ihrer Freiheit und ihres Lebens zu berauben. Ausbeutung gilt es grundsätzlich zu bekämpfen und abzuschaffen. Obwohl wir eine Sensibilisierung von Kindern gegenüber Tieren begrüßen, sehen wir in (Streichel-)Zoos keinen geeigneten Ort dafür, da die Tiere nicht fliehen oder sich verstecken können, sondern der Willkür ausgeliefert bleiben. Kein Wunder, denn die Institution Zoo geht auf eine Tradition der Kolonialisierung zurück und scherte sich nie um die Belange der Menschen und Tiere, die sie entführten, quälten und ausstellten. Der Prozess der Schließung von Zoos wird vermutlich Jahrzehnte dauern. Das Ziel ist ihre Auflösung. Zu lange wurden die Tiere übergangen. Fangen wir also an uns zu fragen, wie eine Begegnung auf Basis gegenseitiger Freiwilligkeit aussehen könnte!
  4. DENTAL-Kosmetik GmbH – für eine Forschung ohne Tierversuche!
    Tiere sind keine Messinstrumente! Sie sind individuelle, leidensfähige Lebewesen mit eigenen Interessen und vielfältigen Bedürfnissen, deren Lebens- und Freiheitsrechte anerkannt und verteidigt werden müssen. Die DENTAL – Kosmetik GmbH ist unser positives Beispiel zum Thema Tierversuche. Entgegen der Behauptung Tierversuche seien notwendig, sprechen ethische, medizinische und methodenkritische Gründe gegen Experimente an Tieren. Im Gegensatz zum Tierversuch liefern moderne, tierversuchsfreie Verfahren verlässliche, für den Menschen relevante Ergebnisse und sind dazu meist auch noch kostengünstiger. Aber selbst wenn es all diese Argumente nicht gäbe, rechtfertigt Wissenschaft nicht das lebenslange Leiden und die Tötung unzähliger Individuen. Tierversuche sind ein System von Ausbeutung, Profitgier und Leid. Es sollten dringend gesellschaftliche Veränderungen herbeigeführt werden: Tierversuche müssen als Missbrauch der Tiere erkannt und die Wertschätzung der tierversuchsfreien Forschung gefördert werden.
    ► Einen ausführlichen Rückblick auf unsere Veranstaltung „Tierversuche in Forschung und Wissenschaft“ gibt es hier.
    ► Unser Statement zur Pro-Tierversuchs-Veranstaltung im Science Cafè Dresden findet ihr hier.
    ► Für weitere Informationen und eine wissenschaftliche Kritik an Tierversuchen besucht bitte www.aerzte-gegen-tierversuche.de
  5. Lederwaren – Tierhaut ist kein Kleidungsstück!
    Leder ist entgegen der geläufigen Meinung kein „Abfallprodukt“ der Fleischproduktion, sondern ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor der tierausbeutenden Industrie. Bei Leder handelt es sich um die durch chemische und mechanische Bearbeitung haltbar gemachte Haut. Die Verarbeitung in Ledergerbereien, meist in Billiglohnländern, findet unter katastrophalen Arbeitsbedingungen und keinerlei Arbeitsschutzmaßnahmen statt. Die verwendeten teils hochgiftigen Chemikalien und Gerbstoffe sind eine große Belastung für Mensch, Tier und Umwelt und gelangen mit den Abwässern häufig ungefiltert in das Grundwasser. Leder ist somit keinesfalls ökologisch unbedenklicher, als die Herstellung und Verwendung synthetischer Materialien, die in ihrer Qualität der tierischen Variante in nichts nachsteht.
  6. Fleischerei During – Was tun mit den  Fleischereien?
    Warum haben wir als Kinder das Wiener Würstchen „auf die Hand“ bekommen, ohne uns zu wundern, wo das Fleisch herkommt? Dazu noch das obligatorische Wurstbrot in der Schulpause; Schnitzel, Fischstäbchen und Co. zum Abendbrot und immer noch keine Nachfragen, ob die Tiere wirklich so glücklich gewesen sein können, wie es uns suggeriert wird. Ja, in unserer Gesellschaft ist es in vielen Köpfen leider immer noch selbstverständlich Tiere zu essen. Sie werden schlichtweg als Produktionsmittel für Nahrung angesehen, und nicht als Lebewesen. Außer Frage steht, dass es seit Bestehen der Menschheit kein vergleichbares Maß an der massenhaften Ausbeutung von Tieren gegeben hat. Und das obwohl wir doch längst wissen, dass sie das Leben genießen wollen und den Tod fürchten, wie auch wir. In den letzten Jahren gab es einige Bewegung hin zu mehr Transparenz bei der Produktion von Nahrungsmitteln und bewussterem konsumieren. Aus der scheinbaren Selbstverständlichkeit des Fleischessens ist eine moralisch-politische Debatte geworden. Dieser Diskurs muss weiter geführt werden und tiefer gehen , darf nicht bei einem Biosiegel, Stallvergrößerungen oder Kürzung der Transportzeiten enden, damit wir alle noch die vollständige Befreiung der Tiere erleben können. Die Utopie beginnt mit euch.
    ► Mehr Infos zu Fleisch und unseren Flyer findet ihr auf tierbefreier.org
  7. Kosmotique
    Eine herrschaftsfreie Gesellschaft für uns alle ist recht schwer vorstellbar, wenn mensch nun mal mit Gewalt und Unterdrückung sozialisiert ist. Steht man allerdings vor der Kosmotique, kann mensch eine Idee davon bekommen, wie aus einem ehemaligen Ort voller Schrecken und Leid (einer Fleischerei) nun ein Ort für emanzipatorische Praxis geworden ist. Hier kann mensch sich treffen, Plena abhalten, an politischen Veranstaltungen teilnehmen und die Utopie spinnen.
  8. Dresdner Pfundmolkerei – das Märchen der gesunden Milch
    Wenn Kühe die Möglichkeit dazu haben, umsorgen sie ihre Kinder liebevoll und entwickeln lebenslange Freundschaften untereinander. Sie spielen zusammen, sind in der Lage, unterschiedliche Gefühle auszudrücken. Auch zeigen sie individuelle Persönlichkeitsmerkmale. Für Kühe, die für die Milchindustrie gezüchtet werden, sieht das Leben jedoch anders aus. Sie leben meist in extrem beengten Verhältnissen und sind nicht in der Lage, ihre grundlegendsten Bedürfnisse zu erfüllen. Das Entreißen ihrer Kinder ist traumatisch, die Ausbeutung qualvoll. Weder aus kulinarischer noch aus ernährungsphysiologischer Sicht benötigt der Mensch Milch oder Milchprodukte. Auch wer gerne Milch im Kaffee, ein Eis im Sommer oder Käsekuchen isst, kann dies nach einer Ernährungsumstellung weiterhin genießen, nur eben tierleidfrei. Also wozu dann noch all dieses Leid?
    Weil Milch doch so gesund ist! Aber ist die das wirklich und wer hat das verbreitet? Zum Teil war es die Dresdner Pfundsmolkerei, die dieses Gerücht in die Welt setzte. Dieser kleine Laden war vor einiger Zeit, kaum vorstellbar, ein ganzes Milchimperium mit der einhergehenden Macht über die Werbung. Es ist Zeit die Luft aus diesen Werbestrategien zu lassen.
    ► Weitere Infos zum Thema Milch gibt es tierbefreier.org
  9. Wolfgasse
    Der Wolf ist schon lange einer der ärgsten Feinde der Deutschen. 1904 wurde in Sachsen der letzte Wolf erschossen – seitdem galten die Tiere bundesweit als ausgerottet. Seit dem Jahr 2000 siedeln sie sich wieder an. Die Folge: Landwirt*innen und Jäger*innen möchten sie abschießen, schüren daher  unbegründete Ängste und es folgte eine mediale Hetzjagd. Dabei sind die Geschichten vom „bösen Wolf“, der mordlustig durch die Wälder zieht, ein Mythos der nichts mit der Realität zu tun hat. Wölfe tragen zur Regulierung und Gesundheit von Wildtierpopulationen bei. Es gibt keinen Grund ihnen das Existenzrecht abzusprechen.
  10. Der Pferdekopfbrunnen – die andauernde Ausbeutung der Pferde
    „Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde.“ – So sehen es zumindest viele pferdebegeisterte Menschen. Doch für die Tiere selbst bedeutet es kein Glück mit scharfen Mundstücken, Sporen und Gerten, dem Gewicht des*der Reiters*in auf dem Rücken, über Stock und Stein gescheucht zu werden. In viel zu kleinen Boxen sind sie hunderte Kilometer unterwegs, um für einen kurzen Moment Hochleistungen zu vollbringen. Verletzen sie sich oder sind nicht schnell genug, wartet schon der Anhänger der Schlachterei auf sie. Auch in Dresden gibt es eine lange „Tradition“ des Pferderennens und der generellen Ausbeutung dieser stolzen Tiere. Davon zeugt auch der sogenannte Pferdekopfbrunnen, der einst die geschundenen Pferde Reisender versorgte. Es wird Zeit, das der Mensch dahin kommt, wo er schon lange nicht mehr ist: Zum Verständnis, dass Tiere keine Maschinen ohne Gefühle, Schmerzen und Emotionen und sicher auch keine Sportgeräte sind.
  11. Hof der Tiere (Utopie)
    Inspiriert von der Fassadengestaltung im Hof der Tiere wagen wir doch ruhig mal eine Blick in die Zukunft. Wie könnte ein Zusammenleben mit Tieren aussehen? Welche Bedürfnisse haben die Tiere, die mit uns in der Stadt wohnen möchten und wie können wir denen gerecht werden? Nehmt euch doch an diesem Ort Zeit, um Utopien weiter zu spinnen bzw. eine Vorstellungskraft zu entwickeln, wie wir zukünftig mit Tieren leben könnten. Einiges gibt es bereits, z.B.  begrünte Dachterrassen, Katzenklappen oder Nisthilfen für Insekten. Unter dem Pflaster liegt der Strand; hinter dem Morgen vielleicht Beziehungen zwischen Mensch und Tier, die auf beiderseitiger freiwilliger Basis beruhen.
    ► Auf dem 4. Veganen Wintermarkt am 1. Dezember 2018 beschäftigen wir uns mit dem Thema Utopie:
    – 13:00 bis 15:30 Uhr: „Gestalte dir die Welt, wie sie dir gefällt“ Gemeinschaftliches Zusammenleben mit Tieren in der Stadt
    – 17:30 bis 18:30 Uhr: „ANIMAL UTOPIA – Perspektiven eines neuen Mensch-Tier-Verhältnisses“ Der Maler Hartmut Kiewert stellt seine
    Bildwelten vor
    ► Über Utopie und ein „Animal Utopia“ erfahrt ihr zudem mehr im Titelthema der Dezemberausgabe des Magazin Tierbefreiung (TIERBEFREIUNG #101 / Dezember 2018)!