Statement zum 50. Geburtstag von Djaka im Zoo Dresden
Am 9.August 1969 wurde Djaka, ein Orang-Utan Menschenaffe im Dresdner Zoo geboren. Anlässlich ihres 50. Geburtstages gab es von Zoo-Mitarbeiter*innen zuckerfreie Eierschecke mit liebevoll garnierten Möhrenscheiben und Weintrauben. Laut Angaben regionaler Medien bekam Djaka selbst fünfmal Nachwuchs, vier ihrer Kinder wurden nach der sog. Aufzucht an andere Zoos verkauft. „Die Pfleger*innen beschreiben Djaka als intelligent und geduldig. Am liebsten entferne sie an den Gitterstäben verknotete Fäden oder Stofffetzen mit Händen und Mund, hieß es“. [1]
In den Medien wird Djaka´s Geburtstag als freudiges Ereignis gefeiert, es wird von einer gefährdeten Tierart gesprochen, die in ihren Heimatländern nicht überleben könnte. Dass Djaka fast ihr ganzes Leben in einem winzigen Betonbunker verbringen musste und nie die Chance auf ein Leben in Freiheit und Unversehrtheit hat, wird schlichtweg ausgeblendet.
„Seit Jahren schon stehen die katastrophalen Unterbringungsverhältnisse der Orang Utans im Dresdner Zoo in massiver Kritik: nicht zuletzt hat vor zweieinhalb Jahren das Great Ape Project diesem den Negativ-Award „Schlimmste Orang Utan-Haltung in einem europäischen Zoo“ zuerkannt. Geändert hat sich dadurch nichts, außer dass seither von irgendwelchen Plänen für einen Neubau des „Menschenaffenhauses“ dahergeredet wird“, äußern sich Aktivist*innen vom Great Ape Project. [2]
Wir fordern die Abschaffung aller Zoos und nicht nur ein Verbot der Gefangenschaft von Menschenaffen. Dennoch stellt sich uns zum gegenwärtigen Zeitpunkt auch die Frage, ob wenigstens etwas mehr Platz oder Spielmöglichkeiten allein für das Individuum etwas Positives bezwecken würde? Es ist unserer Meinung ein absolutes Dilemma.
Unsere Fragen zielen außerdem in Richtung, was machen wir mit Menschenaffen, wenn wir deren Haltung abschaffen wollen? Hier sehen wir ganz klar einen riesigen Kritikpunkt an der Zucht und dem Tierhandel. Außerdem wird viel zu wenig getan für Auswilderungsprojekte bzw. wenn dies nicht mehr möglich ist für Projekte, die eine Vergesellschaftung unter besten Voraussetzungen anstreben, wie zum Beispiel die Velvet Monkey Foundation.
Gefängnis als Alltag
Die Lebensbedingungen der sogenannten Zootiere sind weder artgerecht noch artgemäß. In Zoos werden sie sich nie wieder unbegrenzt bewegen können, ihren Wandertrieb nachgehen, ihre selbst gewählten Reviere sichern und verteidigen können, Wasserstellen suchen oder Wohnplätze bauen können. Sie werden nicht segeln, Flüsse durchschwimmen, Berge erklimmen, jagen oder Partner*innen frei wählen können.
Im Zoo werden die fundamentalen, unabdingbaren Bedürfnisse des Individuums ignoriert. Durch Bewegungsmangel und Langeweile entstehen bei vielen sogenannten Zootieren Verhaltensstörungen. Beraubt ihres Lebenssinnes können eingesperrte Tiere ihren angeborenen Fähigkeiten nicht uneingeschränkt nachgehen. Herausgerissen aus dem natürlichen Bezugssystem, werden die Wurzeln des psychischen Gleichgewichtes zerstört, von völlig gleichmäßigen, sich ständig wiederholenden Bewegungsabläufen, sogenannten Stereotypien ist die Rede. Außerdem sterben mehr Tiere an gefangenschaftsbedingten Aggressionen untereinander als gedacht, denn eingepfercht auf engstem Raum haben sie keine Möglichkeit zu fliehen.
Die Lüge der „Artgerechten Haltung“
Es gibt genauso wenig eine artgerechte Tierhaltung, wie es menschenwürdigen Sklavenhandel gibt. Abgesehen davon haben Zoos niemals von selbst ihre schlechten Haltungsbedingungen verbessert. Nur durch internationale Schutzbestimmungen wurden sie gezwungen, sich dem Druck von außen zu beugen. Angefangen bei Importverboten von Wildfängen aufgrund drohender Ausrottungen von Tierarten bis zu winzigen Veränderungen der Gehege, die in fast allen Fällen zu klein sind, wehren sich Zoos auch noch (teilweise erfolgreich) gegen Verbesserungen unhaltbarer Situationen, wie der Dresdner Zoo 1999 gegen internationale Artenschutzübereinkommen. Zoodirektoren deklarieren die natürliche Umgebung von Wildtieren zu einem Ort voller Zwänge, Gefahren und Nöte. Sie wären vor Beutegreifern, Hunger, Krankheiten geschützt und ihr längeres Leben sei ein Beweis für ihr erfülltes Dasein. Die Behauptung, zu wissen, welches Verhalten natürlich und sinnvoll sei, soll die vermeintlich bessere Haltung in Zoos gegenüber den natürlichen Lebensbedingungen – einem Leben in Freiheit begründen. Der Entzug der Möglichkeiten zur Futtersuche, Jagd, Partner*inwahl und Rivalenkonflikte wird zur Errungenschaft umgedeutet.
Zoobesuche bilden nicht!
Zooeinrichtungen dienen kommerziellen Interessen. Seltene Arten werden als Denkmäler ihrer Selbst zur Schau gestellt und lassen, zusammen mit süßen Tierbabys, die Kassen klingeln. Die sogenannten Zootiere vegetieren entindividualisiert als Objekte menschlicher Vergnügungssucht in den Gehegen und Käfigen vor sich hin. Der wissenschaftliche Anspruch, den viele Zoos und Tiergärten gegenüber der Öffentlichkeit gerne betonen, hat reine Alibifunktion. Es gibt im Zoo keine Wildtiere mit natürlichen Verhaltensmustern, sondern psychisch kranke Individuen, die eine bestimmte Sichtweise auf die Natur vorgaukeln. Neben der Erholung und „Unterhaltung“ sollen Zoos heute vor allem der Bildung dienen, um den Besucher*innen sowohl die „Welt der Tiere“ als auch die Probleme des Arten- und Naturschutzes nahe zu bringen. Die Behauptung der Zoos, Naturschutz zu vermitteln, ist absurd, wenn Menschen beim Betrachten von Tieren in künstlicher Umgebung deren natürliche Lebensräume kennen und schätzen lernen sollen, damit sie sie schützen können. Zoos vermitteln ein völlig falsches Bild der Natur. Zum einen wird die Gefangenschaft von Tieren als völlig unproblematisch dargestellt, zum anderen sind die in Gehegen und Käfigen lebenden Tiere keine echten Vertreter*innen ihrer freilebenden Artgenossen. Untersuchungen zeigen, dass Menschen, die Zoos besuchen, nicht mehr über Tiere wissen als Menschen, die Zoos meiden, sondern dass Informationsangebote,wie Schilder und Broschüren von höchstens 1% der Besucher*innen gelesen werden, auch wenn diese bei Umfragen ganz andere Angaben machen. [3] Sie wissen nicht mehr und engagieren sich in späteren Lebensjahren nicht stärker für Umwelt, Natur oder Tierschutz. Dieses Interesse hat keinen Wert, keinen anderen Zweck als der üblichen menschlichen Selbstsucht und Ignoranz zu dienen.
Fazit
Ethisch ist die Zurschaustellung von Tieren in Zoos nicht zu rechtfertigen. Artenschutz, Wissenschaft und Forschung sind nur nachträgliche Legitimationsversuche für die Institution Zoo und bei genauerer Betrachtung reine Theorie. Artenschutz bedeutet der Schutz der Arten in ihren natürlichen Lebensräumen und nicht Arterhaltung durch Gefangenschaftszucht. Zoos tragen zum Artensterben, zu Umweltzerstörung, zur Verdinglichung von und zur Rücksichtslosigkeit gegenüber Tieren bei. Die Moralgeschichte der westlichen Zivilisation über die Sklavenbefreiung und die Emanzipation der Frau lässt sich nur über die Befreiung der Tiere weiterentwickeln.Tiere sind nicht geboren, um dem Menschen zu nutzen oder zu dienen, sondern um ihrer selbst willen. Es ist Unrecht, empfindungsfähige Lebewesen einzusperren, auszustellen und sie ihrer Freiheit und ihres Lebens zu berauben. Wir haben nicht das Recht, Tiere für Dressuren, als Ausstellungsobjekte, Zielscheibe zu Jagdzwecken, medizinische oder kosmetische Tests zu verwenden. Es ist ein Verbrechen Individuen, ob ‚Mensch’ oder ‚Tier’ zur Befriedung von Luxusbedürfnissen, zur ‚Erzeugung’ von Lebensmitteln oder Kleidung zu benutzen, zu verbrauchen und zu töten. Ausbeutung gilt es grundsätzlich zu bekämpfen und abzuschaffen. Die Forderung nach Freiheit und Unversehrtheit gilt für alle Tiere, sowohl für menschliche als auch nichtmenschliche Tiere. Menschenrechte und Tierbefreiung sind universal und unteilbar. Der Prozess der Schließung von Zoos wird Jahrzehnte dauern. Das Ziel ist ihre Auflösung.
Quellen:
[1] https://www.mdr.de/sachsen/dresden/dresden-radebeul/geburtstag-orang-utan-100.html
[2] https://www.facebook.com/pg/Great-Ape-Project-180644385376233/posts/
[3] vgl. Mullan, Bob/Marvin, Garry:Zoo Culture
Weiter lesen:
Der Zoo Desden – Zynismus in Reinform:
http://tierbefreiung-dresden.org/wp-content/uploads/2014/08/Zoo-Reader.pdf
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