Auch 2019 könnt ihr euch wieder auf Libertäre Tage (LiTa) in Dresden freuen. Vom 15. bis 22. September wird es Veranstaltungen, Workshops, Filme, Musik und interessante Diskussionen zu sozialen Kämpfen, Anarchismus und natürlich Revolution geben. Neben Teilnahme von lokalen Gruppen werden Veranstaltungen mit Gästen aus verschiedenen Teilen der Welt auch andere Perspektiven aufzeigen. Außerdem treffen die Libertären Tage dieses Jahr
die Datenspuren 2019 – wir werden am Wochenende vom 19. – 22. September gemeinsam das Zentralwerk in Dresden bespielen. Das gesamte Programm für die LiTA 2019 findet ihr hier.
Bereits im letzten Jahr brachten wir uns mit dem Thementag „Anarchismus und Tierbefreiung“ ein und organisierten einen Stadtrundgang aus Tierbefreiungsperspektive sowie Vorträge zum den Themen „radikale Ökologie“ und Queer-Feminismus und Tierbefreiung. Als Teil des Anarchistischen Netzwerks Dresden beteiligen wir uns natürlich auch in diesem Jahr. Am Donnerstag, 19. September, startet um 16:00 Uhr „Quo vadis Tier? – Ein Stadtrundgang aus Tierbefreiungsperspektive“ am Militärhistorisches Museum Dresden. Und um 20:30 Uhr folgt der Vortrag “Gefährt*innen für eine befreite Welt – Anarchie und Tierbefreiung”.
Warum Tierbefreiung UND Anarchismus?
Einige werden sich evtl. die Frage stellen, was Tierbefreiung mit dem Anarchismus zu tun hat? Der Begriff Tierbefreiung steht nicht ausschließlich dafür, Käfige zu öffnen und Tiere frei zu lassen. Er verweist vielmehr auf die soziale Stellung von Tieren, in der sie im übertragenen Sinn gefangen gehalten werden. Das heißt, es sind nicht nur die Käfige, sondern auch die Vorstellungen der Minderwertigkeit und die Ausbeutungsverhältnisse, aus denen sie befreit werden sollen. Mit dem Begriff ‚Befreiung‘ lässt sich deutlich machen, dass eine gesellschaftliche Auseinandersetzung gesucht wird, bei der immer wieder nach einschränkenden Lebensbedingungen und der sozialen Stellung von Tieren in unserer Gesellschaft gefragt wird – mit eben dem Ziel, sie aus diesen Verhältnissen zu befreien.
Die Ablehnung von Staatlichkeit, Zentralismus und Herrschschaft zeigen die Schnittmengen der Tierbefreiungsbewegung mit dem Anarchismus. Schon
früh sah ein Teil der anarchistischen Bewegung das Verhältnis des Menschen zu den Tieren als ein Herrschaftsverhältnis an – und strebte eine hierarchiefreie Beziehung an. Der Umgang mit Tieren war unter Anarchist*innen jedoch umstritten. Zwar war die Solidarität mit Tieren immer ein Teil der anarchistischen Geschichte, genauso jedoch die Abwehr dagegen. Festhalten kann man jedoch, dass die Tierbewegung seit ihren Anfangstagen untrennbar mit der anarchistischen Bewegung verbunden ist.
In der modernen anarchistischen Bewegung wurde in den frühen 1980er-Jahre in England die Tierrechtsidee und die vegane Lebensweise für Teile identitätsstiftend. Anarchistische Gruppen wie „Class War“, „London Greenpeace“ oder die radikal ökologische Zeitschrift „Green Anarchist“ bezogen sich positiv auf die Ideen der Tierbefreiungsbewegung. Insbesondere die anti-hierarchische Aktionsform der Animal Liberation Front hatte zahlreiche Anhänger*innen unter Anarchist*innen. Ähnliches, jedoch zeitlich etwas später, gilt für den deutschsprachigen Raum. Seit Ende der 1980er-Jahren ist auch hier anarchistische Praxis eng verbunden mit der Tierbefreiungsidee.
„Die Ziele der Tierbefreiungsbewegung, also die Befreiung aller fühlenden Individuen aus Herrschaft, Kapitalismus, Unterdrückung und Ausbeutung, sind dabei effektiv eine Umformulierung des Anarchismus“, schreibt Alan Schwarz im Magazin TIERBEFREIUNG. „Beide Vorstellungen zielen darauf ab, die jenen Strukturen innewohnende Gewalt zu beenden und durch eine egalitäre Welt zu ersetzen, in der es deswegen keine Ausbeutung gibt, weil sie von keinem Individuum gewollt oder benötigt wird. Der Kampf für eine solche Welt ist ein radikaler, denn er begreift die Ursache für Leid und Unglück als einen dem weltweit dominanten System strukturell innewohnenden Kern, welcher nicht reformiert werden kann. Der (moderne) Anarchismus hat dabei mehrere Facetten, die verschiedene Schwerpunkte in ihre Arbeit legen, etwa den Anarchafeminismus oder den Veganarchismus, behält dabei jedoch stets vor Augen, dass all diese Ausprägungen von Unterdrückung eben nur verschiedene Seiten des selben Problems sind. Damit können sie nur überwunden werden, wenn sie in jeder Ausprägung bekämpft werden: Denn wir können nur frei sein, wenn alle frei sind.“
Ausgerechnet Dresden!?
Einige glauben, dass Dresden kein Ort für linke Politik ist, manche planen bereits einen Wegzug im Hinblick auf eine mögliche AfD Regierung in Sachsen im September. Wir denken, es ist wichtig, hier zu bleiben, sich zu organisieren und zu kämpfen: Für eine solidarische, vielfältige und antiautoritäre Gesellschaft. Also kommt zu den Libertären Tagen 2019, nehmt an den Diskussionen teil und organisiert euch. Wir freuen uns, euch während dieser Woche die Tür zu anarchistischen Ideen, Theorie und Praxis zu öffnen, es ist an euch, hereinzuspazieren!
Weitere Infos und Programm zu den Libertären Tagen auf der Webseite des Anarchistischen Netzwerk Dresden
Hören: In der Maisendung 2019 des Anarchistischen Hörfunks aus Dresden beleuchten die Verbindungen von Anarchismus und Tierbefreiung näher. Die
Sendung richtet sich an Einsteiger*innen und kann hier angehört werden.
Lesen: Das Magazin „Tierbefreiung“ betrachtet in der Ausgabe #102 die Theorie und Praxis des Anarchismus. Der ausführlich Schwerpunkt bietet einen
Überblick über historische und aktuelle, theoretische und praktische Beispiele des Anarchismus und die Tierbefreiungsbewegung.
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