Bevor sich Dr. phil. Friederike Schmitz der Podiumsdiskussion im Deutschen Hygiene Museum Dresden stellte, machte sie erst noch einen Zwischenstopp bei uns. Am Mittwoch, 10. Januar 2018 begrüßten wir sie im alternativen Café & anarchistischen Bibliothek Malobeo, wo sie ihr neustes Buch über Tierethik vorstellte.

Ihr dazu vorbereiteter strukturierter Vortrag begann zuerst mit einer allgemeinen Definition des Begriffs Tierethik. Dabei unterteilte sie die Herangehensweise an den Begriff Tierethik mit 2 Fragen:

  1. „Wie sollten wir uns zu der gegenwärtigen praktischen Gewalt gegenüber Tieren verhalten? und
  2. „Was schulden wir Tieren?“.

Nach einer kleinen Ideengeschichte zur Tierethik und der Vorstellung einiger bekannter Philosophen (das waren aufgrund der gesellschaftlichen Umstände fast nur Männer*), folgte die Frage nach der praktischen Anwendung, die Friederike Schmitz am Beispiel Tierversuche und der sog. Nutztierhaltung deutlich machte. Dabei ging sie auf die angebliche Notwendigkeitsbehauptung ein und stellte die gängigen Positionen tierausbeutender Befürwörter*innen in Frage. „Ethisch interessante Fragen kommen gar nicht so weit zur Sprache, sondern bleiben in Abwehrmanövern stecken“, so die Philosophin. Angebliche moralisch relevante Unterschiede; wie Sprache, Intelligenz, Vernunft, Selbstbewusstsein und moralische Handlungsfähigkeit sind keinerlei Rechtfertigung für unseren Umgang mit Tieren und teilweise in der eigenen Spezies nicht anwendbar.

Sie stellte weiter die unterschiedlichen Ansätze von Peter Singers „Präferenzutilitarismus“ und Tom Regans „Rechte-Theorie“ vor, formulierte die Kritik und zeigte die Schwächen der beiden Standpunkte auf.
Ihr Vortrag/Buchvorstellung endete mit der Schlussfrage: Was können wir für Tiere tun? Dabei verwies sie, neben der individuellen Ebene des Konsums, auf weitere, wichtige Aspekte, wie die politische / gesellschaftliche Ebene, den Bewusstseinswandel zum Mensch-Tier-Verhältnis, Wirtschaft- und Machtverhältnisse, parlamentarische Politik und Gesetze sowie den Gesellschaftswandel, der durch die Organisation von Protest erreicht werden kann.

Etwa 22 Besucher*innen folgten ihrem Vortrag und Friedericke Schmitz schaffte es die Teilnehmenden auf ihre Gedankenreise mitzunehmen und bezog sie in ihre Fragen aktiv mit ein. Im Anschluss entstand eine spannende Diskussion und reger Austausch.

Fazit:
„Tierethik kurz + verständlich“, ein kleines handliches Buch im A6 Format schafft es mit einer leicht verständlichen Sprache einen intensiven Einblick in die komplexe Welt der Tierethik und der aufgeworfenen Fragen zu geben. Es liefert Menschen, die sich erst gerade mit dem Thema befassen, wichtige Denkanstöße. Eine weitere große Stärke ist zudem, dass der Blick über ethische Fragen hinaus geht und politische Forderungen aufgezeigt werden. So werden Theorie und Praxis verknüpft und die gesamte Gesellschaft wird in den Blick genommen. Ein empfehlenswertes Buch, ideal für Einsteiger*innen und darf in keinem Bücheregel fehlen.

Wir danken Friederike Schmitz für ihren interessanten Vortrag, dem Malobeo Kollektiv für die Nutzung der Räumlichkeiten und allen Besucher*innen für ihr Interesse an diesem Buch.

cover_tierethik_schmitzFriederike Schmitz ist promovierte Philosophin und Herausgeberin des Sammelbandes Tierethik. Grundlagentexte im Suhrkamp Verlag. Derzeit verfolgt sie ein Forschungsprojekt zu „Tieren in der politischen Theorie“ an der Freien Universität Berlin. Sie hat den Verein Mensch Tier Bildung e. V. mitgegründet, gibt Vorträge und Workshops zu tierethischen Themen und ist als Gesprächspartnerin häufig in verschiedenen Medien vertreten (z. B. ZEIT, 3sat scobel, WDR).

Das Buch „Tierethik (kurz + verständlich)“ ist erhältlich bei roots of compassion.
Website: Friederike Schmitz

*die Philosophen der Spätantike und des Mittelalters gingen wie selbstverständlich davon aus, dass die Ethik vom Menschen mit Menschen handelt. „Tiere waren dabei oft gar nicht für sich genommen von Interesse, sondern dienten eher als Folie zur Hervorhebung von (vermeintlichen) Besonderheiten des Menschen.“ Außerdem ging Fiederike Schmitz auch auf die Überschneidungen des negativ geprägten Bildes der Frau und die Unterscheidung aufgrund der Hautfarbe ein.

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