Weißenfels an der Saale, im schönen Burgenlandkreis Sachsen-Anhalts, 30km südlich von Halle. Standort eines imposanten neubarocken Schlosses. Und Standort des zweitgrössten Schlachtbetriebs der Tönnies Holding. Am Samstag, 29. Oktober 2022, trafen sich ca. 150 Tierrechtsaktivist:innen vor dem Bahnhof – bei blauem Himmel und ungewöhnlich warmen Temperaturen für diesen späten Oktober 2022. Sie liefen durch die Stadt, über den Neumarkt und zum Schlachthof nördlich der Saale. Die Demonstration wurde von der Ortsgruppe tierbefreier*innen Jena und Animal Rights Watch (ARIWA) organisiert. An mehreren Orten gab es Redebeiträge unter anderem von der Freien Arbeiter:innen Union (FAU) Halle über ihren Austausch mit lokalen Arbeiter:innen, sowie ein:e Vertreter:in der tierbefreier*innen e.V. Ortsgruppe Leipzig, und Einzelpersonen wie z.B. die Musiker:in HazeL.

Nicht nur für die Schließung aller Schlachthöfe und die Abschaffung der Fleisch- und Milchindustrie wurde in Redebeiträgen auf Neumarkt und am Schlachthof argumentiert, sondern es ging vor allem um eine Transformation der gegenwärtigen Wirtschaft und Gesellschaft. Schlachthöfe sollen in Kollektivbetriebe umgewandelt, pflanzenbasierte Lebensmittel herstellt und Löhne fair bezahlt werden, um ein gutes Leben leben können – ohne Ausbeutung für minimale Profitsteigerung. Faire und humane Arbeitsbedingungen werden insbesondere bei der Tönnies durch Aufbau eines komplizierten Systems aus Subunternehmen blockiert, Geflüchtete werden z.B. schon an der Grenze der Ukraine mit Versprechen angelockt, die nicht gehalten werden. Das macht es einerseits unmöglich, rechtlich gegen die Missstände in dem Betrieb vorzugehen, und erschwert andererseits, Solidarität unter den Beschäftigten zu erzeugen, wie der Vertreter der FAU Halle betonte. Die Forderung nach Abschaffung der Schlachtung und Aufbau einer fairen Produktion von veganen Lebensmitteln am Standort wurde auch auf Rumänisch vermittelt, um den mehrheitlich osteuropäischen Arbeiter:innen im Werk Zugang zu dem Standpunkt der Demonstrierenden zu geben und Alternativen zur Aufrechterhaltung des Beschäftigungsverhältnisses aufzuzeigen.

Laut eines mitdemonstrierenden Mitglieds des Weißenfelser Stadtrates hat die Tönnies Holding systematisch die ökonomische Prekarität in Ostdeutschland genutzt, um diesen Standort stetig zu vergrößern. Seit 1990 wurden kleinere Unternehmen verdrängt, sodass Tönnies zur größten Arbeitgeber:in der Stadt wurde. Dabei halfen die niedrigen Löhne und die Hoffnung der Stadtverwaltung, Tönnies könnte sogar seinen Hauptsitz nach Weißenfels verlegen und damit mehr Steuern an die Stadt zahlen. Umweltschäden jedoch, wie Blut- und Kadaverreste in der Saale, und Probleme bei der Energieversorgung Weißenfels’ müssen von der Stadt selbst getragen werden.

Während der Tour durch die Stadt, standen einige Fenster und Türen offen. Menschen schauten interessiert und mehrheitlich freundlich, wenn auch passiv zu. Einige nahmen gern Informationsmaterial entgegen. Passant:innen blieben stehen und hörten den Beiträgen interessiert zu.

In diesem Jahr war dies die letzte Demonstration zur Schließung aller Schlachthöfe. Die Demonstrationstour führte dieses Jahr 2022 durch 16 bundesweite Städte. Nächstes Jahr geht’s weiter. Kommt dazu! Macht mit beim Aufbau einer solidarischen und gesünderen Welt, für alle Lebewesen und den Planeten!

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