Im Anschluss an die Lesung führte Tom vom Tierbefreiungsarchiv ein interview mit Chris. Danke an Tom und Chris für das Interview! Viel Spaß beim anhören.

Am 13. April war einer der seltenen Möglichkeiten, Einblicke in die Beweggründe von Aktivist*innen zu bekommen, ihre Motivation zu verstehen und Hintergründe ihres Handeln zu erfahren. Seit mittlerweile 25 Jahren ist Chris Moser politisch aktiv. Eine halbe Ewigkeit, nimmt man die hohe Fluktuation innerhalb der (deutschen) Tierbefreiungsbewegung zu Grunde. An zahlreichen Aktionen des Zivilen Ungehorsams hat er in dieser Zeit teilgenommen. In der sehr gut besuchten Kosmotique stellte er sein neustes Buch »Viva la Rebellion: Ein Aufruf zum Widerstand« vor und erzählte von der Planung, Durchführung und den Konsequenzen dieser Aktionen.

Gleich zu beginn des Abends berichtete Chris über seine Zeit in der dreimonatigen Untersuchungshaft und dem anschließenden Tierschutzprozess. Zusammen mit 12 weiteren Tierrechtsaktivist*innen wurde er in Österreich aufgrund des Verdachts der Gründung einer kriminellen Organisation nach § 278a (entspricht dem §129a des deutschen StGB) angeklagt. Es folgte ein 14-monatiger, grotesker Gerichtsprozess und ein Freispruch in allen Punkten. In seinem ersten Buch »Die Kunst, Widerstand zu leisten« verarbeitete er diese Erfahrungen. Nachdem er in seinem zweiten Buch »m.E. (meines Erachtens)« schildert, welche Einflüsse sein Denken als Mensch, Künstler und Aktivist geprägt haben, folgt nun mit »Viva la Rebellion« sein drittes Buch – einem Ratgeber zum Widerstand.

Dank der zahlreichen Fragen und Anmerkungen aus dem Publikum entwickelte sich ein unterhaltsamer, lebendiger und kurzweiliger Abend, der viel mehr war als eine Lesung. Immer wieder beschrieb er Details, berichtete über Hintergründe und gab tiefere Einblicke in sein Denken und Handeln. Mit viel Witz und Charme berichtete er aus 25 Jahren Zivilem Ungehorsam. Ausführlich schilderte er sein familiäres Umfeld in der reaktionär geprägten österreichischen Provinz. Schon früh zog er zum Sprayen los, „weil die Wände Farbe brauchen“. Die feministischen Kämpfe seiner Mutter sorgten für eine notwendige Sensibilisierung für Unterdrückung und Diskriminierung. Es folgten Aktionen gegen rassistische Türsteher, die Doppelmoral der religiösen Organe und sein antispeziesistisches Engagement – meist Aktionen mit dem VGT, wie Dachbesetzungen von Tierfabriken oder die Verhinderung von Tierversuchen, indem man sich Zugang zum Labor verschaffte. Kritik, dass die Forderungen des VGT oft reformistischen Charakter haben, lässt er so stehen.

Zentrales Thema des Abends war immer wieder Repression und der Umgang mit der Staatsgewalt. Vor dem Prozess wurde er kein einzige Mal verhaftet. Nach dem Prozess sieben oder acht Mal – so genau kann er sich nicht mehr erinnern. Angst davor habe er keine mehr.

»Viva la Rebellion« ist Chris Mosers Plädoyer, warum es so wichtig ist, unser herrschendes Gesellschaftssystem in Frage zu stellen. Ein Erfahrungsbericht der zeigt, wie wichtig Protest zu allen vermeidbaren Ungerechtigkeiten ist. Wir hoffen, dass der Abend Inspiration und Ermunterung war, selbst aktiv und kreativ zu werden. Widerstand ist machbar!

Vielen Dank an Chris für seinen Besuch in Dresden.
Das Buch kann hier bestellt werden.

In der Reihe „Learning to Fly“ geht es am 3. Mai mit dem Vortrag »Landwirtschaft ohne Mist! Biozyklisch-veganer Anbau als Alternative zur konventionellen Landwirtschaft« weiter. Der Vortrag beleuchtet die bio(zyklische) vegane Landwirtschaft und stellt sie der konventionellen Landwirtschaft gegenüber. Gemeinsam mit Dipl.-Ing. Daniel Mettke, Geschäftsführer Biozyklisch-Veganer Anbau Verein – BIO.VEG.AN , gehen der Frage nach, ob und wie eine bio-vegane Landwirtschaft auf Dauer überhaupt möglich ist. Alle weiteren Infos hier.

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